Nach mehrmaligem Besitzerwechsel erwarb 1830 Erzherzog Rainer, der Bruder von Kaiser Franz und Vizekönig von Lombardo-Venetien, das schlichte Anwesen. Es bestand aus vier zweigeschossigen Trakten, die sich um einen rechteckigen Innenhof gruppierten.
Im Jahr 1857 beabsichtigte Sr. kaiserliche Hoheit der Herr Erzherzog Leopold von Österreich (Sohn des Erzherzogs, Leopold Ludwig) die Restauration seines seitwärts von Wienerisch-Neustadt im Wienerwaldgebirge gelegene Jagdschloss, das im Jahre 1805 erbaut worden war. Das von dem Wiener Baumeister Herrn Schebeck zu diesem Zweck bearbeitete Projekt geruhten Sr. kaiserlichen Hoheit mir zur Beurteilung zu übergeben, und da ich mit den demselben vorgeschlagenen Veränderungen, welche in der Hauptsache darin bestanden, die an der Seite gelegenen Einfahrten in die Hauptfassade und die Haupttreppe in einen Vorbau im Hofe zu verlegen, mich nicht einverstanden erklärte, so beehrte mich Sr. kaiserliche Hoheit mit dem Auftrag zur Bearbeitung eines Restaurationsentwurfes nach meinen Ansichten. Die von mir entworfenen und auf den Blättern 444 bis 452 dargestellten Pläne erhielten die Genehmigung des hohen Bauherrn, und es geht aus denselben hervor, dass die mit erteilte Aufgabe bei allem Interessanten mit manchen Schwierigkeiten verbunden war, besonders wenn man berücksichtigt, dass die Restauration im gotischen Stil zur Bedingung gemacht wurde.
Die alte Fassade ist auf dem Blatt 444 dargestellt und in den Grundrissen auf Blatt 447 und 448 sind die vorgenommenen Veränderungen mit dunkler Schraffierung angezeigt; auch ist aus denselben zu ersehen, dass im ganzen Schloss kein rechter Winkel vorkommt. Um die große Monotonie des alten Gebäudes zu unterbrechen und eine Gruppierung zu erzecken, beantrage ich bei den Einfahrten neue Aufbauten in der Form von Türmen; ferner hielt ich das Vermauern zweier Fenster in der Hauptfassade, welche ohnehin blinde waren, so wie die Verwandlung der mittleren zwei Fenster zu einem einzigen, und die Anbringung eines Balkons über dem Gartensaal vor diesen Fenstern für zweckmäßig. Demnächst handelte es sich nur noch um das Maskieren der schlechten Verhältnisse des alten Gebäudes, was ich dadurch zu erreichen suchte, dass ich die Fenster des Erdgeschosses mit denen des ersten Stockes und diese mit den darüber liegenden Bodenfenstern in Verbindung brachte; das letztere noch besonders in der Absicht, dem hohen mit Schiefer gedeckten Dache ein gefälligeres Ansehen zu verleihen.
Da wie gesagt für die Restaurierung des Gebäudes der gotische Stil bestimmt worden war, so glaubte ich den spät gotischen für die gegebenen Verhältnisse des Äußern in Anwendung bringen zu müssen, was mich jedoch nicht abhielt für die Dekoration des Innern mit Ausnahme der neu zu behalten wie sie bei allen Bauten dieses Stils so oft vorkommen.
Das Mauerwerk des alten Schlosses besteht zu zwei Drittel aus Bruchstein und zu einem Drittel aus Ziegeln. Für die neuen Teile der Mauern, wie Tor- und Fenstergewände, Sohlbänke und sämtliche Maßwerk kam Haustein zur Anwendung. Die glatten Wandflächen wurden mit Zement überzogen, was nicht zu vermeiden war, da die rohen Steine, woraus die Mauern bestehen, keine reine Bearbeitung zuließen.
Um die Verhältnisse des Gebäudes noch günstiger zu gestalten, wurde das Terrain auf allen Seiten desselben um zwei Fuß abgegraben, wodurch der Sockel eine größere Höhe bekam.
Aus dem auf Blatt 445 dargestellten Situationsplan ist zu ersehen, dass auf einer Anhöhe hinter dem Schloss ein Park liegt, dessen Schönheit das Angenehme des Aufenthaltes in dem Schloss bedeutend erhöht. Um nun die Verbindung des Schlosses mit dem Park recht bequem zu machen, wurde im ersten Stock eine Brücke hinüber gelegt, mittelst welcher man aus den Wohnappartements direkt in den Garten gelangt. Da ein Bach durch den Garten fließt, so konnte dieser zur Anlage eines Teiches benützt, der nach der eigenen Angabe Sr. kaiserlichen Hoheit in solcher Größe zur Ausführung kam, dass das Terrain einer schönen Baumgruppe zu einer Insel umgestaltet wurde und auf dem Teich selbst Belustigungsfahrten mit Böten stattfinden können.
Das am Eingang des Gartens neu erbaute Portal und Gärtnerhaus ist im Jahrgang 1858 dieser Zeitschrift Blatt 170 dargestellt worden.
Die Liebe, welche Sr. kaiserliche Hoheit dieser seiner Besitzung widmet, wird dieselbe einstens zu einer der schönsten Villen in der Nähe von Wien gestalten.
Theophil Hansen (14)
k. u. k Albert Milde bekam für seine schmiedeeisernen Arbeiten am Schloss eine Summe von 24.905,36 Gulden österreichischer Währung [ca. 273.212 Euro; März 2011] bezahlt. Die schmiedeeisernen Wandlampen sind mit Petroleumreservoir ausgestattet und mit einer floralen Ranke, die mittig in einer Blüte endet, verziert. Die Glaskugeln variieren in ihrer Gestaltung. Insgesamt sind acht Wandleuchter vorhanden, vier im Stiegenvorhaus des Erdgeschosses, weitere vier im ersten Stock. (15)