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In Bezug auf die nunmehr in Besprechung zu ziehenden Arbeiten aus Schmiedearbeiten ist zunächst mit einer gewissen Genugtun zu konstatieren, dass unsere moderne Schmiedekunst nicht nur würdig mit derjenigen des Mittelalters konkurrieren kann, sondern sie - was veredelten Geschmack anbelangt - übertrifft. Das Letztere gilt namentlich von der Wiener Arbeit, welche gesammelt im sogenannten Eisenhofe der österreichischen Abteilung aufgestellt ist.
Den Glanzpunkt dieser Ausstellung bilden die Arbeiten von Albert Milde in Wien. Die Entwürfe dazu sind von den ersten Wiener Architekten geliefert worden und es ist schwer zu sagen, ob man mehr den außerordentlichen Fleiß und das Verständnis für die Formen und die richtige Verarbeitung des Schmiedeeisens, oder die geschmackvolle Zeichnung bewundern soll. Zuerst erwähnen wir ein Halbrundes Oberlicht und einige Gitter von Friedrich Schmidt. Mehr als bei allen anderen Arbeiten findet man gerade hier, dass der Charakter des Schmiedeeisens studiert und das Verständnis für die Bearbeitung desselben ein richtiges gewesen ist. Alles ist getrieben, d. h. vom Feuer aus freier Hand gehämmerte Arbeit, welche zum Schutze gegen Oxydation mit Öl schwarz eingebrannt ist. Die Gegenstände erhalten dadurch einen metallisch matt glänzenden, ungemein warmen Ton. Ob dieser Überzug indess einen wirklichen und dauernden Schutz gegen den Einfluss des Wetters gewährt, bleibt, da das Verfahren noch ziemlich neu ist, abzuwarten.
Nach Zeichnungen von Hanse ist eine gotische Treppengeländer und ein kleiner, reizender Kandelaber ausgeführt. Die Blätter und Ornamente dieser Stücke sind in getriebener und blank gefeilter Arbeit mit außerordentlichem Fleiß ausgeführt: selbst mit scharfem Auge ist es nicht möglich, an den Stellen, wo die Blätter eingesetzt sind, oder wo Stäbe auf Gehrung Zusammenstoßen, eine Fuge zu entdecken.
Aus Ferstel’s Entwürfen sind mit dem richtigen Verständnis und dem bei den übrigen Gegenständen hervorgehobenen Fleiße ausgeführt. Wir erwähnen von denselben die Torbekrönung mit den großen getriebenen Blättern und Rosetten, sowie das gotische Brüstungsgitter mit der hübschen Blätterkante. Daneben verfehlen wir nicht, auf die verschiedenen Beschläge für die Wiener Votivkirche, ihrer ausgezeichneten Arbeit wegen, aufmerksam zu machen.
Zwei von Storck projektierte, sehr hübsche 3-flammige Renaissance-Kandelaber, einer in blank gefeilter Arbeit, der andere schwarz mit eingebrannter Goldtouchierung, geben Zeugnis von dem Verständnis und Fleiße des Meisters.
Auch die Arbeiten Ludwig Wilhelm’s in Wien verdienen das größte Lob; da sie mit nicht weniger Fleiß und Verständnis als die vorhin besprochenen ausgeführt worden sind. Zunächst gedenken wir darunter eines von Ferstel entworfenen Brüstungsgitter mit getriebenen Blätter in blank gefeilter Arbeit, das dem Meister alle Ehre macht. - An dem von Fellner & Helmer projektierten Greif in getriebener, vollplastischer Arbeit ist Kunst und Fleiß vereint tätig gewesen; leider erscheint das dazugehörige Gitter zu leicht. - Anerkennend ist außer diesen Arbeiten noch der großen Blattrosette in getriebener und gefeilter Arbeit zu erwähnen.
Die Wilhelm’sche, wie auch die Mild’sche Ausstellung haben uns wahrhaft befriedigt; beider Arbeiten sind eine Zierde der Ausstellung, und wir tun nicht zu viel, wenn wir unseren deutschen Schlossern diese Arbeiten als mustergültig empfehlen.
Weniger sorgfältig sind die Arbeiten von Anton Birò in Wien gehalten, die in 2 Türfüllungs-Gittern in Gusseisen-Charakter, ferner einem ziemlich mageren Gitter nach einem Entwurf von Rumpelmeier und verschiedenen Beschlägen und Schlossteilen bestehen.(1)
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Bei dieser Kunstgewerbe-Ausstellung hat Albert Milde den 1. Preis gemacht.