Im Jahre 1876 wurden die Architekten König und Feldscharek von Herrn Friedrich Paulick, k. k. Hoftischlermeister in Wien, beauftragt, Plane für eine Villa – bestimmt zur ausschließlichen Benützung für die eigene Familie – für dessen direkt am See gelegenes Grundstück in Seewalchen zu entwerfen.
Für die Konzeption der Plane war von Allem der Punkt maßgebend, dem Bauherrn selbst möglichst Gelegenheit zu geben, mit seinen eigenen, trefflichen Arbeiten hervortreten zu können. In Folge dessen wahlten die Architekten die Holzgiebel-Architektur, und die Anlage der Giebel war wieder bestimmend für die Grundriss-Anordnung.
Das Gebäude, welches nach den hier publizierten Planen noch im selben Jahr begonnen und im darauffolgenden vollendet wurde, liegt auf einem sanften Abhange, weshalb auch dasselbe von drei Seiten von einer Terrasse umgeben ist. Man gelangt von der Landseite drei Stufen aufwarts in das Parterre. In demselben sind, außer einem sehr geraumigen Vestibüle, der Salon, der Speisesaal, das Arbeitszimmer des Herrn, die Küche und Speisekammer untergebracht. Im ersten Stock, zu welchem man mittelst der Wendeltreppe im Turme gelangt, sind die Schlafzimmer der Familie, dann ein kleines Fremdenzimmer, welches ganz separiert liegt, und ein Dienstbotenzimmer, Vorzimmer usw. angeordnet.
Das Turmtreppenhaus hat in dieser Etage seinen Abschluss, und man gelangt vom Vorzimmer aus über eine andere Treppe in die Dachboden-Etage, in welcher unter den gegen den See gelegenen Giebel zwei sehr geraumige Fremdenzimmer sich befinden.
Von dieser Etage aus führt eine über dem Fremdenzimmer im ersten Stocke gelegene Terrasse zur oberen Turmtreppe und zur Aussichtsgalerie.
Von letzterer, sowie überhaupt von allen gegen den See gelegenen Punkten der Villa genießt man die herrlichste Aussicht über den ganzen See bis Weissenbach.
Das Souterrain, zu welchem eine Separatstiege im Inneren des Gebäudes führt, und welches vermöge der Lage des Terrains auch direkt von außen zuganglich, ist überdies durch die teilweise unterwölbte Terrasse um einige Lokalitaten vergrößert, und befinden sich darin eine Wohnung für den Hausmeister, eine Waschküche, Vorratskeller, Weinkeller, Geratekammern und eine kleine Hauswerkstatte für Reparaturen.
Das Gebäude – größtenteils Ziegelbau – ist mit Putzfassaden hergestellt, und zwar die Parterrequadrierung, sowie auch die Eckbossagén mit dem in dieser Gegend üblichen Steindl-Verputz, das ist mit in den Kalkmörtel hinein gedrückten, kantigen Steinchen. Der Verputz erhalt dadurch ein fast steinartiges Aussehen. Der Unterbau des Turmes, sowie die Terrasse-Stützmauern sind aus dem dort vorfindlichen Muschelkalkstein ausgeführt, und sind die samtlichen Mauerarbeiten von dem dortigen Maurermeister hergestellt worden.
Die Hausteinarbeiten, und zwar an dem Salonerker, dann samtliche Gesimse, Rauchfangköpfe, Saulen etc. sind aus Breitenbrunner, Margarethener Kaiserstein und Salzburger Marmor hergestellt und vom Steinmetzmeister Thorsch aus Wien hin geliefert worden. Die Bildhauerarbeiten daran, sowie an allen Holzarbeiten sind vom Bildhauer Koschatzky in Wien.
Die Holzarbeiten, mit Ausnahme der rohen Dachstühle, das sind alle Giebel, die Veranda, der Erker im Speisesaal, der Verbindungsgang im ersten Stock, die Wendeltreppe und die Turmgalerie, sowie samtliche Tischlerarbeiten im Innereren, sind vom Bauherrn selbst aus dessen Fabrik in Wien geliefert. Diese gesamten Holzarbeiten, welche bis auf einige weiche Kreuztüren im ersten Stock und in den Dachzimmern aus Eichenholz, teilweise kombiniert mit Larchenholz, hergestellt sind, können, sowohl was die Schönheit des Holzes, als auch die Arbeit, insbesondere auch die Konstruktion der verschiedenen Fenster und deren Beschlage betrifft, als wahre Musterarbeiten bezeichnet werden.
Die Schmiedearbeiten, Fenstergitter, Balkongitter, Wetterfahnen und Endigungen, sind teilweise von den Schlossermeister Albert Milde, k. k. Hofschlosser und Wilhelm in Wien, teils vom Schlossermeister aus dem in der Nahe sich befindenden Schörfling geliefert.
Die Dacheindeckung endlich ist ebenfalls die dort landesübliche, das ist mit Holzschindeln, und sind die Firstkamme aus frei in die Luft stehenden, ausgeschnittenen Schindeln gebildet. Letztere, sowie die Dachstühle sind vom dortigen Zimmermeister hergestellt. (6)
Gustav Klimt und die Paulick-Villa: Um 1900 verbrachte Gustav Klimt beinahe jedes Jahr seine Sommerfrische in der Villa Paulick, zum Teil mit seiner Lebensgefahrtin. Oft stand er am Bootshaus und zeichnete, was er mit seinem Fernrohr erblicken konnte. (7)