Ein Wiener Fabrikant.
Albert Milde gestorben.
In Wien ist gestern der ehemalige Hofschlosser Albert Milde im Alter von nahezu siebzig Jahren gestorben. Des Name Mildes, der vor Jahren zu den bekanntesten Wiener Industriellen zählte, ist seit längerer Zeit in der Öffentlichkeit nicht mehr genannt worden. Milde hatte sich völlig zurückgezogen und lebte in aller Stille in bescheidenen Verhältnissen.
Aus Böhmen stammend, war Albert Milde als junger Mann nach Wien gekommen. Der tüchtige Schlosser hatte Glück. Er fand lohnende Arbeit, konnte sich in seinem Fache vervollkommnen und es schließlich unternehmen, sich selbständig zu machen. Auch da war ihm das Glück hold. Die Periode des Aufschwunges, in der sich Wien befand, die rege Bautätigkeit gaben dem Schlosser Gelegenheit den Umfang seines Geschäftes immer mehr zu vergrößern, so dass er eine stattliche Anzahl von Arbeitern beschäftigte und zu den namhaftesten Industriellen seiner Branche zählte.
Die Firma Albert Milde u. Cie., Hofschlosser, geriet aber eines Tages, als sich die Verhältnisse geändert hatten, in Schwierigkeiten und musste sich insolvent erklären. Damit hatte auch das Schicksal Albert Mildes eine Wandlung erfahren. Der einst in seinem Fache hervorrangende Mann, der auch in den Kreisen der Wiener Industriellen, in vielen Vereinen eine Rolle gespielt und eine Zeitlang dem Wiener Gemeinderate angehört hatte, sah sich plötzlich in eine sehr bescheidene Position versetzt und geriet zuletzt in Bedrängnis.
Alle Freunde und Berufsgenossen, die den ehemaligen Fabrikanten in besseren Tagen gekannt hatten, blieben ihm nun auch in den schlimmen Zeiten nahe und suchten ihm über das Missgeschick, so gut es ging, hinwegzuhelfen. In der großen Öffentlichkeit aber wurde sein Name nicht mehr genannt. Nun hat die Nachricht von dem Tode Albert Mildes die Erinnerung an die Wirksamkeit des einstigen Hofschlossers wachgerufen.