Die im Jahre 1831 errichtete Versicherungsgesellschaft Assicurazioni generali in Triest unterhält seit ihrer Gründung eine Filiale in Wien, deren fortschreitende Geschäftsausdehnung es wünschenswert erscheinen ließ, in einem eigenen, den geschäftlichen Anforderungen entsprechenden Haus ihr Büro unterzubringen.
Die Gesellschaft kaufte zu diesem Zweck im Jahr 1879 einen, nach der Demolierung des ehemaligen Margarethnerhofes noch unverbauten Platz, und zwar jene Eckbaustelle, die an der Freisingergasse, dem Bauernmarkt und der Jasomirgottgasse gelegen war.
So günstig diese Lage des Platzes in Rücksicht auf den geschäftlichen Verkehr genannt werden muss, ebenso schwierig war es für den Architekten Otto Thienemann bei der abnormalen, äußerst unregelmäßigen Figuration der Baustelle eine Grundrissanlage zu finden, die sowohl den gestellten Anforderungen der inneren Einteilung des Hauses entsprach, als auch eine würdige architektonische Gruppierung und Entwicklung der Fassade ermöglichte.
Die stumpfwinkelige Ecke an dem Punkt der Vereinigung der Freisingergasse mit dem Bauernmarkt, der in die Achse jenes Teiles der Freisingergasse fällt, der zum Petersplatz führt, gab die Veranlassung, hier den Eingang anzulegen und die ungünstige stumpfe Ecke durch eine Risalitanlage zu beseitigen, die den Mittelbau der Fassade bildet. Vom Petersplatz kommend, erblickt der Beschauer diesen Teil des Gebäudes, das mit Säulen, Pilastern und figuralischem Schmuck dekoriert ist, in seiner reichen architektonischen Entwicklung, und bildet gewissermaßen den Abschluss der Freisingergasse.
Betreffs der Grundrissdisposition ist zu bemerken, dass das ebenerdige Geschoss durchaus für Verkaufsgeschäfte zur Vermietung bestimmt ist und in solcher Höhe angelegt wurde, dass die Anordnung einer Unterteilung oder Galerie möglich ist.
Von der Einfahrt, deren Wände in farbigem Stuckmarmor und Stucco lustro, der Plafond in Felder- und Kassettenteilung mit reicher Malerei ausgeführt sind, gelangt man rechts zum Stiegenhaus, links zur Portierloge und zu einer Nebenstiege, die in die Unterteilung zur Wohnung des Portiers führt. Der erste Stock ist ausschließlich für die Büros der Gesellschaft bestimmt, während der zweite, dritte und vierte Stock ganz gleich für je drei Wohnungen eingeteilt wurden. Schon während des Baues stellte sich die Notwendigkeit heraus, einen Teil des zweiten Stocks, und zwar die rechtsgelegene Wohnung, für Büros einzubeziehen und die interne Kommunikation zwischen den Büros der ersten und zweiten Etage durch eine eiserne, im Lichthof angelegte Wendeltreppe zu vermitteln. Diese Kommunikationstreppe führt auch weiter hinab zum Souterrain, wo sich die Registratur der Gesellschaft befindet.
Bezüglich der Fassade muss bemerkt werden, dass die Direktion der Gesellschaft sich bestimmt fand, die Ausstattung des Äußeren in der solidesten Weise in solchen Baumaterialien durchzuführen, die ohne Verputzanwendung sichtbar gelassen werden konnten. Der ganze ebenerdige Bau bis inklusive zum Kordongesimse in der Höhe des Fußbodens des ersten Stocks ist aus Karstmarmor, die Säulen des Mittelbaus aus Salzburger Marmor, die Architektur der Fenster und Gesimse aus Sandstein, die Fläche in Ziegelrohbau ausgeführt.
Über die während des Baues herangetretenen Frage wegen Anordnung der Auslagefenster für die Verkaufsgewölbe, wurde im Hinblick auf die an so vielen Neubauten der inneren Stadt nachträglich vorgenommene Herstellung von fortlaufenden sogenannten Portalen beschlossen, gleich solche Auslagen anzuordnen und so den Wünschen der Geschäftsleute schon beim Beginn der Vermietung entgegenzukommen. Ob einer solchen Anlage, die den Architekten bisher nicht konvernieren wollte, doch auch in ästhetischer Beziehung korrekt zu lösen sein, wurde bei diesem Bau versucht, indem die Eck- und Risaltpfeiler, als Fuß des Gebäudes, in Steinarchitektur durchgeführt erscheinen und zwischen denselben die Portale sich einfügen.
Bezüglich der bei dem Bau beteiligten Geschäftsfirmen wäre Folgendes zu bemerken: Die Baumeister- und Steinmetzarbeiten wurden von der Union-Baugesellschaft ausgeführt; die Zimmermannsarbeiten von dem Zimmermeister Franz Zimmermann, die Tischlerarbeiten von der ersten österreichischen Türen-, Fenster- und Fußbodenfabrik, die Schlosserarbeiten von dem Hofschlossermeister Albert Milde, die figuralischen Bildhauerarbeiten von Professor Rodolph Weyer, die dekorativen durch das Atelier des C. Feldbacher, die Maler- und Anstreicharbeiten von Adolph Falkenstein. Für die Büros der Gesellschaft wurde eine Zentral-Heißwasserheizung angeordnet, welche die Firma Kurz, Rietschel und Henneberg ausführte, während die Öfen in den Wohnungen von Hardtmuth geliefert wurden. Die Stuckarbeiten sind von Fritz hergestellt, sowie die übrigen Professionistenarbeiten nur an bewährte Firmen übertragen wurden. (5)