Das alte Haus, Kärntnerstraße 6 (früher 12), bestand ursprünglich aus zwei Häusern, wovon das eine 3° 3' 8" das andere 3° 1' Gassenfront hatte, wie die Grundrissskizze Archivbild 3 zeigt.
Der Umbau dieser Häuser bot nicht unbedeutende Schwierigkeiten, weil dieselben mit den Nachbarhäusern teilweise gemeinschaftliche Feuermauern vom Keller bis zum 1. Stock hatten, aus welchem Grunde große Teile der Mauern abgestemmt werden mussten.
Die bestandenen zwei Keller-Etagen machten es notwendig, im neuen Gebäude ebenfalls zwei Keller anzulegen, wovon der untere zur Einlagerung von Holz, Kohle und Eis, der obere als Souterrain für den Geschäftsbetrieb der Zuckerbäckerei bestimmt ist. Im Parterre sind die Verkaufslokalitäten, die Kredenz und die Manipulationsräume der Konditorei, sowie der Hausbesorger untergebracht. In jedem der vier Stockwerke befindet sich eine Wohnung mit Vorzimmer, 4 Wohnzimmer, Alkoven, Badezimmer, Küche, 2 Dienstzimmers, 2 Privets.
Bei der Kostspieligkeit der im Zentrum der inneren Stadt gelegenen Bau-Areal war die größtmöglichste Ausnützung derselben geboten, es wurde daher die ganze Baufläche, sowohl in den zwei Keller-Etagen, als auch im Parterre, verbaut; der große Hof, sowie die zwei Lichthöfe kommen daher erst im Mezzanin zur Geltung.
Die Beleuchtung des Souterrains geschieht von der Straße aus durch drei Souterrainfenstern, während die rückwärts gelegenen Souterrain-Lokale durch Glasplatten, welche im Fußboden des Parterres liegen, Licht erhalten.
Das Parterre ist zu Zwecken eines zusammenhängende Verkaufs-Lokales ausgenützt, welches dadurch geschaffen wurde, dass möglichst große Öffnungen in den Haupt- und Mittelmauern angebracht sind, weshalb bei prinzipieller Vermeidung von Eisenständern, Steinpfeilern ausgeführt wurden, worauf die Traversen-Konstruktionen ruhen. Für die Ventilation des Parterres und des Souterrains ist durch Ventilationsschächte vorgesorgt. Die Verbindung vom Parterre zum Souterrain, sowie zum Mezzanin ist durch eine Wendeltreppe hergestellt, während zur Beförderung der Waren ein Aufzug in Verwendung ist. Im Vestibül ist zur Beförderung der Rohmaterialien eine Rutsche zum Souterrain und den unteren Keller angebracht.
Eine freitragende elliptische Stiege aus Grisignano-Marmor geht vom Keller bis zum Dachboden; dieselbe hat seitliche und Oberlicht-Beleuchtung.
Die einzelnen Konstruktionen sind in folgender Weise durchgeführt: Die Keller sind mit Tonnen, das Souterrain, Parterre und Mezzanin mit Platzlgewölbe zwischen eisernen Trägern eingewölbt.
Die Steinpfeiler im Parterre und Mezzanin sind aushärtestem Kaiserstein, die Pfeiler und Pilaster der Mittelpartie in den Stockwerken aus Mokritzer Stein ausgeführt.
In den Stockwerken sind die Decken-Konstruktionen: Dippelbäume zwischen eisernen Trägern.
Das Hauptgesims ist in Metall ausgeführt.
Die Fassade ist teils in Putz, teils in Stein gestellt. Die Mauerflächen im 3. und 4. Stock, sowie der Fries des Hauptgesimses sind mir Sgraffitos verziert.
Das Vestibül ist mit Pilastern und Bogenstellungen dekoriert und reich bemalt. Die Decke ist flach gewölbt.
Die Ausführung der einzelnen Bau-Arbeiten wurde durch Geschäftsfirmen ersten Ranges in der solidesten Weise durchgeführt. Die Baumeister-Arbeiten hat Paul Wasserburger hergestellt, die Steinmetz-Arbeiten Anton Wasserburger, die Zimmermanns-Arbeiten Moriz Wasserburger, die Schlosser-Arbeiten und Traversen-Lieferung k. k. Hof- und Kunst-Schlosser Albert Milde, die Tischler-Arbeiten Friedrich Paulick, die Spengler-Arbeiten und die Hauptgesims-Konstruktion Franz Manoschek, die Anstreicher-Arbeiten Josef Bothe, die Glaser-Arbeiten Johann Wallisch, die Schieferdecker-Arbeiten Julius Schwab, die Öfen Eduard Fessler, die Gas- und Wasserleitung Hörner und Dantine, die Maler-Arbeiten Josef Kott.
Die Grundfläche beträgt 299 m2; der Hof misst 25 m2. Die Fundamentsohle liegt 8,5 m unter dem Trottoir. Die gesamten Baukosten betrugen ö.W. fl. 108.000 [ca. 1'196.00 Euro; März 2011].
Der Bau wurde Mitte Mai 1876 begonnen und konnte am 1. Juli 1877 das Souterrain, Parterre und Mezzanin zu Geschäftszwecken benützt werden; der 1., 2., 3. und 4. Stock wurden am 1. Oktober 1877 vollendet und der Benützung zugeführt. (5)