Briefkopf - ALBERT MILDE k. k. Hof-Kunst-Bauschlosser und Eisenkonstrukteur zu Wien; von 7.2.1839 bis 8.11.1904

K. k. technische Hochschule in Lemberg

Eisenkonstruktionen und Beschläge, 1881

k. k. Albert Milde

Archivbild 1: K. K. Technische Hochschule in Lemberg; Hauptgebäude Ansicht und Längenschnitt quer durch die beiden Hälften

Archivbild 1: K. K. Technische Hochschule in Lemberg (1)
Hauptgebäude Ansicht und Längenschnitt quer durch die beiden Hälften

 

Archivbild 2: K. K. Technische Hochschule in Lemberg; Hauptgebäude Seitenansicht

Archivbild 2: K. K. Technische Hochschule in Lemberg (2)
Hauptgebäude Seitenansicht

 

Archivbild 3: K. K. Technische Hochschule in Lemberg; Hauptgebäude Grundriss vom II, I Stock und Erdgeschoß

Archivbild 3: K. K. Technische Hochschule in Lemberg (3)
Hauptgebäude Grundriss vom II, I Stock und Erdgeschoß

 

Archivbild 4: K. K. Technische Hochschule in Lemberg; Chemisches Laboratorium Haupt- und Seiten-Ansicht

Archivbild 4: K. K. Technische Hochschule in Lemberg (4)
Chemisches Laboratorium Haupt- und Seiten-Ansicht

 

Archivbild 5: K. K. Technische Hochschule in Lemberg; Chemisches Laboratorium Grundrisse von Souterrain und HochparterreArchivbild 5: K. K. Technische Hochschule in Lemberg (5)
Chemisches Laboratorium Grundrisse von Souterrain und Hochparterre

 

Mit allerhöchster Entschließung vom 12. März 1873 geruhte Se. k. k. apost. Majestät den Bau der k. k. technischen Hochschule in Lemberg nach den Projektplänen des Professors Zachariewicz zu genehmigen.

Die hierfür bestimmte Bausumme von 1‘300.000 Gulden durfte nicht. überschritten werden.

Zur Durchführung dieses Baues wurde ein Bau-Comité ernannt, dessen Vorsitz der Statthalter führte. Dieses Bau-Comité hatte die Aufgabe, nach vorgeschriebenem Regulativ die Oberleitung des Baues zu führen, alle in dem genehmigten Projekte und Kostenvoranschlage enthaltenen Arbeiten zu vergeben, alle vom Bauleiter vorzulegenden Detailpläne und Anträge zu prüfen und selbe, insoweit sie sich in den Rahmen des genehmigten Projektes fügen, zu genehmigen, über die Einhaltung des Bautermins zu wachen; endlich war es die Aufgabe des genannten Comités bei Genehmigung der Anträge des Bauleiters hauptsächlich auch dafür Sorge zu tragen, dass die eingangs erwähnte Bausumme nicht überschritten werde.

Das Bau-Comité bestand aus folgenden Mitgliedern:
Vorsitzender: Se. Exzellenz der k. k. Statthalter von Galizien, Graf Agenor Goluchowski. Nach dessen im Jahre 1875 erfolgtem Ableben führte den Vorsitz im Bau-Comité der k. k. Statthalter, Se. Exzellenz Graf Alfred Potocki, bis dahin Comité-Mitglied und Stellvertreter.

Comité-Mitglieder: Vize-Präsident der k. k. Statthalterei Herr Oswald Bartmanski; k. k. Statthalterei-Rath Herr Franz Karasinski; die Professoren der k. k. technischen Hochschule: Herr Dr. Felix Ritter von Strzelecki, Herr Joseph Jägermann und Julian Zachariewicz; der Oberbaurat der k. k. Statthalterei Herr Tomek und der k. k. Ober-Ingenieur Herr Karl Setti, welcher zugleich technischer Referent des Bau-Comités war.

Zum technisch-artistischen Bauleiter wurde Professor Zachariewicz ernannt, zum Bau-Inspizienten der Ober-Ingenieur Herr Karl Slapa berufen.

Ein von drei Seiten durch öffentliche Straßen umschlossener, an den St. Georgsplatz anstoßender Gartengrund wurde für den Bau der k. k. technischen Hochschule bestimmt.

Die für die genannte Anstalt projektierten Gebäude sind auf diesem Areal derart verteilt, dass das Hauptgebäude mit angemessenem Vorplatze gegen die Sapiehagasse, das chemische Laboratorium mit der Front gegen den St. Georgsplatz situiert wurde.

Beide Gebäude sind gegen einander mit den Rückseiten gekehrt und auf eine Achse gestellt.

Zwischen diesen beiden Gebäuden, in organischer Verbindung mit dem chemischen Laboratorium, sollte das 'Wohngebäude für die beiden Professoren der technisch-chemischen Schule, sowie für den Sekretär der Anstalt aufgebaut werden.

Die erstgenannten zwei Gebäude sind, so wie sie in den Archivbildern dargestellt sind, zur Ausführung gekommen.

Die Ausführung des vorhin genannten Wohngebäudes wurde sistiert.

In Folge dieses Beschlusses sind, behufs Unterbringung der genannten Herren Professoren, in dem bestehenden Gebäude des chemischen Laboratoriums Änderungen in der Bestimmung der Räume vorgenommen worden, die hier unerwähnt gelassen werden.

Ohne die einzelnen Räume der Gebäude aufzählen oder erläutern zu wollen, mögen hier nur einzelne Gesichtspunkte erwähnt werden, nach welchen die Austeilung der Räume in diesen Gebäuden mit Hinblick auf ihre Bestimmung durchgeführt oder angestrebt wurde.

Beginnen wir mit dem Hauptgebäude:
In diesem Gebäude sind die allgemeinen Vorbereitungs- und Bildungsfächer, sowie die drei Fachschulen: die Ingenieur-, die Bau- und die Maschinenbau-Schule, programmgemäß untergebracht.

Bei Verteilung der Räume in diesem Gebäude war das Bestreben dahin gerichtet, die einzelnen Fachschulen übersichtlich und die für jede derselben bestimmten Räumlichkeiten möglichst zusammenhängend zu situieren.

Endlich musste der Umstand auch in Betracht gezogen werden, dass die Frequentanten der Anstalt durch den dem Publikum an bestimmten Tagen erlaubten Besuch der Instituts - Sammlungen nicht gestört werden. Schließlich waren Wohnungen für eine Anzahl Institutsdiener im Gebäude unterzubringen.

In das Erdgeschoss wurde, anschließend an den östlichen Hof, die Ingenieur-Schule verlegt. Im Nordtrakte sind die Säle für das Freihandzeichnen und Modelliren situiert.

Im Vordertrakte nächst dem Vestibül sind die Räumlichkeiten für die Lehrkanzel der Physik und der mechanischen Technologie angewiesen.

Auch befinden sich außerdem für allgemeine Fächer drei Hörsäle in diesem Geschoss.

Das Laboratorium der Physik wurde zum größten Teile in das gewölbte, helle Souterrain verlegt und wurde dasselbe mit dem Vorbereitungszimmer des Hörsaales dieser Lehrkanzel durch eine Wendeltreppe in unmittelbare Verbindung gesetzt.

Im Souterrain befinden sich außer den vielfachen Depoträumen die Wohnungen eines Teiles der Institutsdiener.

In das erste Stockwerk sind die Bau- und die mechanische Bau-Schule, die Bibliothek, die Verwaltungs- und Repräsentations-Räume verlegt.

Das zweite Stockwerk dieses Gebäudes nimmt auf: die Hörsäle für die mathematischen und naturwissenschaftlichen Fächer und deren Sammlungen.

Oberhalb des Daches ist ein kleines Observatorium ausgeführt worden.

Das chemische Laboratorium enthält die Räume für die technisch-chemische Schule.

In diesem Gebäude befinden sich zwei Hörsäle und die nötigen Laboratorien, verteilt in zwei Stockwerken.

Diese Räume sind ihrer Bestimmung nach für die analytische und technologische Chemie derart verteilt, dass die durch das große Auditorium geführte Hauptachse des Gebäudes die bezüglichen Räume teilt.

Unterhalb des großen Auditoriums sind zwei Wohnungen für die beiden Laboranten untergebracht. Unter diesen Wohnungen befinden sich die Depoträume für Holz und Steinkohlen.

In den Schülerlaboratorien sind die Digestoren an den Fenstern entgegengesetzten Mauern angelegt, und befinden sich zwischen den Arbeitstischen der Hörer und diesen Digestoren lange, zur Aufstellung größerer Apparate dienende Tische.

Aus zwei Brunnen wird das Wasser mittelst durch Gasmotoren in Gang erhaltenen Saug- und Druckpumpen in die, in den Dachstockwerken der Gebäude befindlichen Reservoirs getrieben.

Der eine dieser Brunnen ist in einem nächst dem chemischen Laboratorium gelegenen Brunnenhäuschen angelegt, während der zweite im östlichen Hofe des Hauptgebäudes in einem unter dem Hofniveau gelegenen Bau situiert ist.

Die Wassersteigröhren beider Brunnen sind derart in Verbindung gesetzt, dass aus jedem der beiden Brunnen die Reservoirs der Gebäude gespeist werden können, wodurch unter allen Umständen die Wasserleitung beider Gebäude in Tätigkeit erhalten werden kann.

Die Ableitung der Nutz- und Tagwässer geschieht durch ein kombiniertes Röhrensystem in die außerhalb der Instituts-Area geführten städtischen Kanäle, während die festen Exkremente in Metallkübel aufgenommen werden.

Die beantragte Dampfwasserheizung konnte aus Sparsamkeitsrücksichten nicht ausgeführt werden. Doch wurden die hierzu notwendigen Anlagen, soweit selbe die Anlage der in den Mauern verteilten Schlote und die zum Kesselhaus führenden Kanäle betreffen, ausgeführt. Für die Beheizung der Räume sind Füllöfen in Verwendung.

Der Bibliotheksaal wird mit Luftheizung erwärmt.

Die Beschaffung der Baumaterialien und die Planierungsarbeiten begannen im Jahre 1873. Das chemische Laboratorium wurde im Oktober 1876 der Benützung übergeben.

Es war ein erfreuliches Zeichen der Teilnahme und Fürsorge der k. k. Regierung, dass Se. Exzellenz der Herr Unterrichtsminister Dr. Karl von Stremayr, der um den Bau so hochverdiente Mann, zu diesem Zwecke persönlich nach Lemberg kam und gelegentlich der Rektors-Inauguration am 15. Oktober 1877 die Gebäude der k. k. technischen Hochschule in Gegenwart des Statthalters förmlich der Anstalt zur Benützung übergab.

Als Baukosten weist das Kollaudierungsoperat folgende Summen aus:

Planierung und Ausrodung fl. 12.415,72
Brunnengrabung fl. 3.477,70
Brunnenausmauerung und Kanalisierung fl. 22.938,92
Diverse Bauarbeiten des Hauptgebäudes fl. 864.654,24
Diverse Bauarbeiten des chemischen Laboratoriums fl. 163.481,60
Torbeschläge im chemischen Laboratorium [ca. 8.400 Euro; März 2011] fl. 765,26
Drehkuppel und Dachkonstruktion des Observatoriums, Aufzüge und Thorbeschläge im
Hauptgebäude [ca. 106.600 Euro; März 2011]
fl. 9.716,47
Die Heizöfen fl. 11.861,66
Luftheizung fl. 11.861,66
Wasser- und Gasleitung fl. 38.286,53
Bildhauerarbeiten:    
     im chemischen Laboratorium fl. 3.052,00
     im Hauptgebäude fl. 42.070,39
Gartenwege und Bepflanzung des Gartens fl. 1.835,91
Bauleitung, Inspektion des Baues und Regiekosten fl. 67.546,64
Zusammen [ca. 13'640.000 Euro; März 2011] fl. 1'243.365,68
     

Die Baumeister-, Tischler-, Schlosser-, Spengler-, Anstreicher- und Glaserarbeiten übernahm zur Ausführung die erste galizische Dampfziegelei und Bau-Bank in Lemberg.

Die Steinzeugröhren für die Kanalisierung lieferte die Floridsdorfer Fabrik der Herren Lederer & Nessényi.

Die Eisenkonstruktionen und Beschläge sind hergestellt in der Konstruktions-Werkstätte des k. k. Hofkunstschlossers Albert Milde in Wien.

Die Öfen stellten die Herren Holdorff & Brückner aus Wien bei.

Die Luftheizung wurde eingerichtet vom Ingenieur Herrn Richnowski aus Lemberg.

Die Wasser- und Gasleitung samt Beistellung der Gasmotoren und Pumpen und der Beleuchtungsgegenstände übernahm die Firma Scheler, Wolff & Co. aus Wien.

Die Bildhauerarbeiten wurden ausgeführt teilweise vom Professor der k. k. technischen Hochschule in Lemberg, dem Herrn Leonard Marconi, namentlich die, die drei Fachschulen vorstellende Attique-Gruppe, und teilweise von der Bildhaueranstalt Karl Feldbacher in Wien. (6)