Briefkopf - ALBERT MILDE k. k. Hof-Kunst-Bauschlosser und Eisenkonstrukteur zu Wien; von 7.2.1839 bis 8.11.1904

Petition von 840 katholischen Männern

zur Aufrechthaltung der Rechte der katholischen Kirche, 4.10.1867

k. k. Albert Milde

Stenographisches Protokoll über die 46. Sitzung der 1. Session am 29. Oktober 1867 des Hauses der Abgeordneten des Reichsrates. (Auszug)

Beginn der Sitzung 10 Uhr 50 Minuten.
Vorsitzender: Prasident Dr. Giskra
Schriftführer: Lippmann, Dr. Wyrobek, Ritter v. Koß, Wickhoff

Es sind folgende Petitionen eingelangt.
Schriftführer Dr. Wyrobek (liest):
„Reichsratabgeordneter Graf Barbo überreicht eine Petition von 840 katholischen Männern um Aufrechthaltung der Rechte der katholischen Kirche, respektive des Konkordates als Staatsvertrages.“

Abgeordneter Graf Barbo (Krain): Ich bitte, Herr Prasident, um das Wort!
Nachdem ich die Ehre hatte, diese Petition dem hohen Hause vorzulegen, so erlaube ich mir den Antrag zu stellen, dass dieselbe dem hohen Hause vorgelesen werde.

Prasident: Ich ersuche diejenigen Herren, welche dem Wunsche des Herrn Grafen Barbo, dass diese Petition der 840 katholischen Manner um Aufrechthaltung des Konkordates vorgelesen werde, beitreten wollen, sich zu erheben. (Geschieht.) Das hohe Haus hat beschlossen, dass diese Petition vorgelesen werde.

(Rufe: Schriftführer Koß! – Laut lesen!)

Schriftführer Dr. Wyrobek (liest):
„Hohes Abgeordnetenhaus!
In der gegenwartigen Zeit, wo sich eine Menge kirchenfeindlicher Stimmen und Zeitungen gegen das Konkordat erheben, sehen die ehrfurchtsvoll unterfertigten katholischen Manner Wiens es als ihre heiligste Pflicht an, im Einklang mit den hochwürdigsten Erzbischöfen und Bischöfen und namentlich mit unserem Oberhirten sich ebenfalls für die Heilighaltung dieser Vereinbarung Seiner Majestat unseres Allergnadigsten Herrn und Kaiser mit Seiner Heiligkeit Papst Pius IX. offen zu erklaren.
Durch die politische Verfassung wurde der Sehnsucht der Völker von Seiner Majestat Rechnung getragen und ihnen größere Freiheit und Selbststandigkeit gewahrleistet; durch das Konkordat aber wurden der katholischen Kirche ihre durch mehr als ein halbes Jahrhundert vorenthaltenen Rechte und Freiheiten in ehrenvoller Weise zuerkannt. Sie hat verfassungsmaßig wieder das Recht, nach ihren für die ganze katholische Welt gültigen Gesetzen zu leben und zu wirken, wie ihr Organismus und ihre Lehre es mit sich bringt. Allein für Rechte und Selbststandigkeit der katholischen Kirche sprechen nicht bloß das Konkordat, nicht bloß die Verfassung, für sie sprechen noch höhere und unwandelbarere Gründe. Die Freiheit und Selbststandigkeit der Kirche hangt mit den tiefsten Grundlagen des Christentums zusammen. Der göttliche Welterlöser hat sich seine Kirche gestiftet, damit sie für alle Zeiten und für alle Völker der Erde sein Werk fortsetze, Gnade und Erlösung fortpflanze bis zum Ende der Tage.
Ihre Weltaufgabe und ihr Verhaltnis zum Erlöser und Richte aller Menschen fordert naturgemaß ihre Freiheit und Selbststandigkeit, sowie die Freiheit der katholischen Christen in Allem, was zur lebensvollen Verbindung mit der Kirche erforderlich ist. Allein diese edelste aller Freiheiten löst das Band nicht auf, was den katholischen Glaubigen mit anderen Menschen und dem Staate verbindet, sie erteilt ihm erst vollends wahre Vollendung und höhere Weihe.
Wo die Völker in Harmonie stehen mit der katholischen Kirche und der Geist des Christentums die soziale und politische Ordnung veredelnd durchdringt, da blühet auch Freiheit und Recht, Sittlichkeit und Wohlfahrt.
Zu unserem höchsten Bedauern müssen wir aber wahrnehmen, wie seit einigen Jahren des Konkordat gerade von Jenen am meisten bekampft und als Ursache alles Unheils geschmaht wird, welche sonst am lautesten Freiheit, Toleranz und gleiches Recht für Alle verlangen. In diesem Kampfe handelt es sich nicht um das Konkordat selbst, sondern um die höchsten und edelsten Prinzipien, um die Freiheit und Selbststandigkeit der katholischen Kirche und ihrer Glieder; ja es handelt sich um den christlichen Charakter des Staates und der menschlichen Gesellschaft, um jenen göttlichen Schutz und Segen, welchen sie allein nur in Verbindung mit der katholischen Kirche und ihrem Oberhaupte finden können und bisher gefunden haben.
Hohes Abgeordnetenhaus! Auch wir, die ehrfurchtsvoll Unterfertigten, fordern im Namen derselben Freiheit, welche die Gegner des Konkordates auf ihre Fahne geschrieben haben, die Freiheit der katholischen Kirche, im Namen derselben Rechtes für Alle, die Heilighaltung des Konkordates und vertragsmaßiger Rechte, im Namen derselben Freisinnigkeit und Toleranz, Achtung unserer katholischen Überzeugung.
So wenig wir das Protestanten-Patent gleicherweise eine Art von Konkordat – und die selbststandige Stellung der Synagoge anstatt, sowenig kann auch, so lange noch in Österreich gleiches Recht für Alle und Toleranz in Wahrheit und nicht als Tauschung bestehen, das vertragsmaßige Recht der katholischen Kirche angetastet werden.
Hohes Abgeordnetenhaus! Wir hoffen mit der vollsten Zuversicht  Hochdasselbe wolle als Wachter vertragsmaßiger Rechte und als Trager der wahren Freiheit auch das vertragsmaßige Recht und die Freiheit der katholischen Kirche schützen und somit seine höchste und edelste Aufgabe, worauf die Hoffnung des katholischen Österreichs beruht, in gerechter Weise erfüllen, Gerechtigkeit ist das Fundament der Staaten, die Quelle des Friedens und der Wohlfahrt. Wir verlangen nichts Anderes, als: Gerechtigkeit auch für die katholische Kirche.
Wien, den 4. Oktober 1867
Einem hohen Abgeordneten ergebenste“
(Folgen die Unterschriften)

Prasident: Herr Graf Barbo wünschen Sie, dass auch die Unterschriften gelesen werden?

Abgeordneter Graf Barbo (Krain): Ich glaube, es ware überflüssig. (Rufe: Vorlesen!)

Prasident: Ich bitte jene Herren, welche wünschen, dass auch die Unterschriften dieser Petition verlesen werden, sich zu erheben. (Geschieht.) Die Majoritat wünscht die Verlesung der Unterschriften.
(Nach einer Anzahl von Unterschriften:)

Abgeordneter Schindler (Niederösterreich): Ich glaube, es dürfte der Antrag zweckmaßig sein, dass zwar alle Unterschriften in das stenographische Protokoll aufgenommen werden, dass aber zur Ersparung der Zeit mit der Verlesung der Unterschriften aufgehört werde.

Prasident: Es sind im Ganzen 840 Unterschriften, es kamen noch 18 Bogen zur Verlesung. Ist der Herr Antragsteller Graf Barbo damit einverstanden?

Abgeordneter Graf Barbo: Ja!

Prasident: Ich ersuche daher, die Unterschriften nicht weiter zu verlese; dieselben werden jedoch im stenographischen Protokolle abgedruckt werden.

(Diese Unterschriften sind folgende:

Albert Milde

)

Ich werde diese Petition, sowie die nachfolgenden dreizehn Petitionen, welche denselben Gegenstand betreffen, wenn auch in einer anderen Richtung, dem konfessionellen Ausschusse direkt zuweisen, wenn keine Einwendung erhoben wird.

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