Briefkopf - ALBERT MILDE k. k. Hof-Kunst-Bauschlosser und Eisenkonstrukteur zu Wien; von 7.2.1839 bis 8.11.1904

Kleiner Kunstspaziergang zu einigen der
schönsten Eisenarbeiten in Wien

k. k. Albert Milde

Die Kunst der Schmiede und Schlosser steht keiner anderen Kunstgattung in irgendeiner Weise nach. Sie hat nicht nur eine führende Rolle in der Industrie- und Handwerksgeschichte, sondern auch ihren angestammten Platz in der Kunst- und Kulturgeschichte unseres Landes. Dieser kleine Spaziergang soll nicht nur Kunstschmiedearbeiten zeigen, sondern auch einen Einblick in die Kunst des Eisengießens geben. Ausgangspunkt unserer Stadtwanderung ist das Wiener Rathaus.

 

Rathauseingang Lichtenfelsgasse, Gittertor von Albert Milde

Das Rathaus wurde in den Jahren 1872 bis 1883 von Dombaumeister Friedrich v. Schmidt im neugotischen Stil erbaut. Ein Rundgang um das Gebäude lohnt sich. Man kann von verschiedenen Kunstschlossern geschmiedete Gittertore und Fenstergitter betrachten. Das dreiteilige Haupt-Eingangsgittertor an der Südseite des Rathauses (Lichtenfelsgasse) wurde vom Schlossermeister Albert Milde angefertigt und er schenkte es 1883 der Gemeinde Wien - aus Anlass der Schlusssteinlegung und zur eigenen Reklame. Ein Schild am oberen Ende der Schlagleiste weist mit folgender Aufschrift darauf hin: "Geschenk von k. k. Hofschlosser Albert Milde in Wien". Die zwei Neben-Eingangstore sind von Anton Schwarz. Leider können die anderen Tore und Fenstergitter nicht einwandfrei zugeordnet werden, da keine Kennzeichnungen vorhanden sind. Nur die zwei Nebeneingangstüren in der Lichtenfelsgasse sind in den Bauakten beurkundet. Die gegossenen Kandelaber am Rathausplatz stammen von Rudolf Philipp Waagner.

 

Rathausmann von Alexander Nehr. Die Nachbildung auf dem Rathausplatz von Prof. Fritz Tiefenthaler

Die Spitze des Rathauses ziert der Rathausmann, den der damals sehr bekannte Schlossermeister Ludwig Wilhelm von Alexander Nehr anfertigen ließ und ihn ebenfalls der Gemeinde Wien zum Geschenk machte. Anlässlich der Restaurierung des Rathausmannes im Jahr 1986 wurde von Prof. Fritz Tiefenthaler eine Nachbildung angefertigt, die nun auf dem Rathausplatz eine genaue Betrachtung des Wiener Wahrzeichens ermöglicht. Der höchste Punkt des Rathauses ist mit dem Rathausmann 103,3 m. Die Rüstung des Rathausmannes wurde aus 4 mm Kupferblech getrieben. Er hat eine Größe von 3,4 m, mit Standarte 5,4 m. Sein Gewicht beträgt 650 kg. Vom Rathausplatz gehen wir zum Volksgarten und zum Burgtheater.

 

Einfriedungsgitter vom Volks- und Burggarten

Der Volksgarten wurde vom Gartenarchitekten Friedrich Obmann in den Jahren 1821 bis 1823 gestaltet und am 1. März 1823 eröffnet. Nach der Auffüllung des Stadtgrabens 1862, wurde er bedeutend erweitert. Die massive Einfriedung des Volks- und Burggartens erfolgte 1863 bis 1864.

 

Gittertore des Burgtheaters von Albert Milde

Das Burgtheater wurde in den Jahren 1874 bis 1888 von den Architekten Karl Hasenauer und Gottfried Semper im Stil der italienischen Hochrenaissance errichtet. Die schönen seitlichen 10 Gittertore wurden von Albert Milde angefertigt. Die Fenstergitter sowie die Nebeneingangsgittertore stammen von Matthias Toman.

 

Gittertore der Universität von Albert Milde

Weiter geht es auf dem Dr. Karl-Lueger-Ring zur Universität. Sie wurde in den Jahren 1873 bis 1883 von Architekt Heinrich Ferstel, ebenfalls im Stil der italienischen Renaissance, erbaut. Die Haupteingangsgittertore wurden von Albert Milde angefertigt.

 

Neubarockes Gittertor des Palais Sturany von Albert Milde

Von der Universität nur eine Straßenbahnhaltestelle entfernt, kommen wir zum Palais Sturany, 1010 Wien, Schottenring 21. Die Architekten Fellner & Helmer erbauten von 1878 bis 1880 das Wohnhaus des Herrn Sturany, welches, unmittelbar an der Ringstraße gelegen, als erstes Gebäude in Wien die Barockformen voll entfaltet zeigt. Dieses Palais besitzt ein besonders schönes Portal. Mächtige Atlanten tragen einen Erker und krönen das neubarocke Gittertor von Albert Milde. Bei der Ausführung war besonderer Wert auf die Schlosserarbeiten gelegt worden, und es fand eine zeitgenössische Quelle zufolge, "das von Albert Milde so meisterhaft ausgeführte Gitterhaustor solchen Beifall, dass solche Tore seither vielfach in Anwendung kamen." Die figuralen Medaillons wurden nach Modellen von Rudolf Weyr gefertigt.

 

Barockes Eingangsgittertor zur Johanneskapelle

Ein kleiner Spaziergang über die Augartenbrücke bringt uns in den Wilhelm-Kinzel-Park. Hier befindet sich die Johanneskapelle mit ihren barocken Fenstergitter und dem schönen Eingangsgittertor, das mit 1738 datiert ist. Der Schöpfer dieser wunderbaren Schmiedearbeiten ist leider unbekannt.

 

Schmiedeeisernes Gittertor vor dem Primglöckleintor des Wiener Stephansdomes

Mit der U-Bahn fahren wir auf den Stephansplatz. Hier besuchen wir zuerst den Stephansdom. Er ist eine gotische Hallenkirche und wurde im Jahr 1147 vom Bischof von Passau geweiht. Viele Dombaumeister haben daran gebaut. Zu erwähnen ist hier besonders das schwere barocke Schmiedeeisentor der Prinz-Eugen-Kapelle, das 1731 von einem unbekannten Meister geschaffen wurde. Bemerkenswert ist auch das Schmiedeeisengitter an der Mensa, das leider schlecht zu sehen ist. Das Gittertor vor dem Primglöckleintor des Südturmes wurde ursprünglich von Anton Biró angefertigt und nach dem 2. Weltkrieg ähnlich wiedererrichtet.

 

Eingangsbronzetor vom Equitable-Palais von Rudolf Weyr

Weiter geht es zum Stock-im-Eisen-Platz 3-4, zum Equitable-Palais. Gebaut wurde das Palais in den Jahren 1890 bis 1891 von Andreas Streit. Besonders interessant sind die beiden Bronzetürflügel, die Rudolf Weyr geschaffen hat. In zwei Medaillons ist die Sage vom Stock im Eisen dargestellt. In der Ecknische des Palais befindet sich das Wahrzeichen der Wiener Schlosser, der "Stock im Eisen".

 

Oberlichte vom Michaelertor der Wiener Hofburg von Anton Biró

Wir wandern weiter über den Graben und Kohlmarkt, zum Michaelerplatz. Im Michaelertrackt der Hofburg mit dem herrlichen Kuppelbau bewundern wir das weltbekannte neubarocke Michaelertor von Anton Biró.

 

Renaissancebrunnengitter im niederösterreichischen Landesmuseum

Von hier machen wir eine kleinen Abstecher in die Herrengasse 9, in das niederösterreichische Landesmuseum, das einen besonderen Schatz birgt. Den Hof des Gebäudes ziert ein Brunnen aus der Hochrenaissance. Datiert 1570, unbekannter Meister.

 

Eingangstor der Neuen Hofburg auf dem Heldenplatz von Franz Knotz

Unser Weg führt uns zurück zum Michaelerplatz und weiter durch die Hofburg auf den Heldenplatz. Hier beeindrucken die von Franz Knotz angefertigten mächtigen Eingangstore der Burg. Das Gebäude krönt ein eindrucksvoller Doppeladler mit Krone, die Alexander Nehr getrieben hat.

Wir überqueren den Ring und befinden uns vor den Museen. Die Umzäunung der Parkanlage stammt von Johann M. Baierlein, die Kandelaber von Albert Milde. Die Straßenbahn bringt uns zu unserem nächsten Ziel, dem Oberen Belvedere.

 

Barockes Gittertor im Oberen Belvedere

Der Bau des Oberen Belvederes wurde von Johann Lukas von Hildebrandt in den Jahren 1721 bis 1723 im Barockstil errichtet. Das berühmte Barock-Parktor wurde im Jahr 1723 von einem unbekannten Meister geschaffen.

 

Neubarockes Gittertor des Palais Springer von Johann M. Baierlein

Mit dem Besuch des Hauses Schwindgasse Nr. 6 neigt sich unser Rundgang allmählich seinem Ende zu. Das Palais Springer wurde im neubarocken Stil erbaut und erfreut uns mit einem kunstvollen Schmiedeeisentor von Johann M. Baierlein.

 

Gittertor der französischen Botschaft in Wien von Balerian Gillar

Unser letztes Ziel ist die französische Botschaft auf dem Schwarzenbergplatz Nr. 12. Sie wurde in den Jahren 1906 bis 1909 von Georges Paul Chedanne im französischen Jugendstil erbaut. Die beiden Gittertore wurden von Balerian Gillar gefertigt, die naturalistischen Treibarbeiten wurden jedoch von Alexander Nehr durchgeführt.

 

Wir sind am Ende des kleinen Kunstspazierganges, und es würde mich freuen, wenn Sie ihn nachvollziehen und so viel Freude daran haben wie ich. (1)