(Albert Milde +)
Gestern nachmittag ist hier Albert M i l d e , der früher als Besitzer einer großen Kunstschlosserei und Konstruktionswerkstätte eine hervorragende Stellung unter den Wiener Industriellen eingenommen hatte, im Alter von 64 Jahren gestorben, nachdem er mehrere Jahre durch schwere Leiden gelähmt zugebracht hatte. Die letzte Lebenszeit des seinerzeit rastlos tätigen Mannes war durch die ungünstigen materiellen Verhältnisse getrübt. Er konnte sich mit dem Besitze des großen Etablissements, das er aus eigener Kraft zu ansehnlicher Leistungsfähigkeit gehoben hatte, nicht behaupten und musste sich von demselbigen zurückziehen, ohne sich die Mittel für seine spätere Existenz sichern zu können. Mit einer kleinen Schlosserei, die sich in dem längst verschwundenen Hause "Zum roten Apfel" im unteren Teil der Postgasse befand, hatte er angefangen. Seine Hebung des Wiener Kunstgewerbes zu Ende der Sechzigerjahre verstand es Milde seine Leistungsfähigkeit zur Geltung zu bringen und für seine Arbeiten starken Absatz zu finden. Aber in den Achzigerjahren trat in dem ausgedehnten Geschäftsbetrieb ein Rückgang ein und Milde geriet in finanzielle Schwierigkeiten, wozu hauptsächlich der Umstand beitrug, dass Milde neben seiner großen technischen Befähigung nicht den notwendigen kaufmännischen Sinn besaß. Er musste das Unternehmen einer Kommanditgesellschaft überlassen, für die er aber noch mehrere Jahre lang das Etablissement leitete. Später versuchte er es, sich noch einmal selbständig zu machen, hatte damit aber keinen Erfolg.