Die modernen Theater haben seit zwanzig Jahren einen typischen Grundriss, der nach dem Ringtheaterbrande zwar etwas modifiziert worden ist, im Großen und Ganzen jedoch derselbe bleibt. Die einzelnen neueren Theaterbauten zeigen wesentliche Unterschiede eigentlich nur in den Dimensionen und in der Kostspieligkeit des verwendetet Baumaterials. Seit Kurzem besitzt nun Wien ein neues Theater, das von der üblichen Schablone der räumlichen Disposition gänzlich emanzipiert ist und demgemäß auch in der Fassade eine von den gewohnten Ausgestaltungen der modernen Theaterbauten abweichende Gliederung aufweist. Es ist dies das vom Wiener Architekten Franz Roth nach dem „Asphaleia-Systems“ entworfene und erbaute „Raimund-Theater“, von dem wir die Fassade zur Veröffentlichung bringen. Der Bau besitzt jedoch nicht nur das Interesse der konstruktiven Originalität, er ist auch künstlerisch ebenso bemerkenswert, als technisch vollendet.
Die Hauptfassade des Raimund-Theater zeigt eine sehr geschickte Verschmelzung von Renaissance- und Barockstil; durch diese vortreffliche Stilmischung hat es Architekt Roth verstanden, in seinem Bau imposante Würde und heitere Anmut zu vereinen. Trotz der Einfachheit der verwendeten Mittel, trotz der Sparsamkeit, mit der man von ornamentaler und figuraler Verzierung Gebrauch machen konnte, macht das Theater einen überraschend günstigen Eindruck.
Die Verhältnisse der Fensteröffnungen, die Gliederung und Dekoration der Fassadenflächen sind in der wirkungsvollsten Weise glücklich getroffen worden. Eine Büste Ferdinand Raimund’s und eine Gruppe der Poesie, Beide von Professor Benk, sind neben den Karyatiden der Hauptschmuck.
Architekt Franz Roth, der die Baupläne ausarbeitete, leitete auch die Ausführung, die den bekannten Baumeistern Dehm und Olbricht übertragen war. Die erstaunlich rasche Durchführung des Baues ist vor Allem dieser günstigen Wahl der Baumeister zu danken. Erst am 28. April 1893 konnte mit dem Bau begonnen werden, nachdem die Erdaushebung schon früher stattgefunden hatte, wobei ebenfalls große Kamalitäten zu bewältigen waren; man war auf eine wasserführende Erdschicht gestoßen, so dass ein Teil der Fundamente im Wasser ausgeführt und ein großer Entwässerungskanal angelegt werden musste. Trotzdem war der Bau am 1. November 1893 vollkommen fertiggestellt.
Die verbaute Fläche beträgt circa 1550 m², die Höhe von der Fundamentsohle bis zum Dach mehr als 40 m, also eine größere Höhe als die eines acht Stock hohen Hauses.
An der der so überraschend schnellen und meisterhaften Ausführung hatten auch die Bauleiter Franz Hackhofer und Josef Ruby hervorragenden Teil. Die Bildhauerarbeiten und die Stuckaturarbeiten mussten ebenfalls in der allerkürzesten Frist und großen Schwierigkeiten bewerkstelligt werden. Die Bewältigung dieser gewiss nicht leichten Aufgabe ist den Bildhauern Fischer, Haselstein und Bock in vorzüglichster Weise gelungen. Sie führten sowohl im Inneren des Theaters alle Bildhauer- und Stuckaturarbeiten aus, als auch jene an der Fassade und erwiesen sich damit als ebenso künstlerisch verständnisvoll, als technisch leistungsfähig.
Das Theater fasst rund 1800 Zuschauer. Es enthält ausschließlich Sitzplätze. Auch zählt das Theater außer einer Hofloge nur drei Doppellogen mit einem Fassungsraum von zusammen 24 Personen. Der amphitheatralische Zuschauerraum stellt in seinem Grundriss einen Dreiviertelkreis von 22 m Pfeilhöhe und 20 m Sehnenweite dar. Das Parterre ist durch 12 Türen mit einem 6 m breiten Rundgang verbunden, von welchem aus 5 konstante und 2 Notausgänge direkt auf die Straße führen. Die beiden Galerien, welche der Bühne näher liegen als in allen anderen Wiener Theatern, haben je 4 Ausgänge in die anschließenden, die Garderoben und Foyers enthaltenden breiten Rundfoyers, von denen man durch je zwei Stiegen ins Freie gelangt.
Die Bühne, in einem Ausmaße von 13 m Tiefe und 24 m Breite, öffnet sich gegen den Zuschauerraum durch das 14 m breite Portal, um ein geringeres breiter als das der Hofoper. Die Unterbühne ist 7 m tief und auf Manneshöhe unterteilt. Sämtliche Versenkungen sind hydraulisch beweglich. Die gesamte, 250.000 kg betragende Eisenkonstruktion des Theaters einschließlich der Bühnenmaschinerie wurden von der Firma Albert Milde & Co geliefert, welche damit sowohl in Bezug auf Exaktheit, als auch auf die Raschheit der Ausführung eine Musterleistung vollbracht hat. Die eigentliche Bühne besteht aus viereinhalb „Gassen“. Die feuersichere Courtine, 9 m hoch und 14 m breit, kann beliebig „von Hand“ oder durch eine Dynamomaschine in Bewegung gesetzt werden. Sie läuft in schmiedeeiserne Führungen und hat unten einen Kautschukabschluss, so dass sie die Bühne vom Zuschauerraum vollkommen abschließt. Das Kegeldach ober dieser Decke im Zuschauerraum wird von 5 hyperbolischen Hauptträgern gebildet und in der Mitte von der Ventilationslaterne gekrönt. An diese Träger ist die Decke des Zuschauerraumes angehängt. Es ist dies eine eigentümliche, zum erstenmale zur Anwendung kommende muschelförmige Fächerdecke, welche große akustische Vorteile bietet.
Das Orchester ist versenkt. Eine Neuerung in der Bühnenbeleuchtung besteht in einer seitlichen Soffittenbeleuchtung. Die Beleuchtung ist elektrisch, und zwar erfolgt dieselbe durch Akkumulatoren, welche von dem Kabelnetz der Zentrale Mariahilf (1060 Wien) geladen werden. Die Erwärmung der Bühne wie des Zuschauerraumes geschieht mittels Luftheizung, die der Bühnennebenräume durch Niederdruck-Dampfheizung.
Die ausgezeichnete Wiener Metallwarenfabrik von A. M. Beschorner hat die schöne, nach Benk’s Modell in Zink gegossene Figur der Dichtkunst, die sich oberhalb des Einganges erhebt, nebst den Beleuchtungskörpern beigestellt, welche diese Firma sowie für die meisten Wiener Theater auszuführen hatte. Sie hat schon beim Bau der Hofoper mitgewirkt, den großen Luster an der Decke des Zuschauerraumes geliefert und sämtliche Logen- und Galeriebrüstungen aus Metall feuersicher hergestellt. Diese praktische Neuerung wurde auf Vorschlag der Firma zum erstenmale bei einem Theaterbau in Anwendung gebracht. Auch die äußerst komplizierte Rauchableitung im Zuschauerraum und auf der Bühne wurde von der Firma Beschorner ausgeführt. An dem neuen Hofburgtheater fertigte die Beschoner’sche Fabrik sämtliche äußeren dekorativen Metallarbeiten aus Zink und Kupfer an. Für das Deutsche Volktheater besorgte das Atelier Beschorner alle Beleuchtungskörper. Auch die 16 großen Bronzeluster im Festsaal des Rathauses stammen aus dieser Fabrik. Seit vielen Jahren genießt das Beschorner’sche Atelier auch außerhalb Wiens einen ausgezeichneten Ruf, im In- und Auslande nennt man den Namen Beschorner mit großer Anerkennung. Die Theater in Szegedin, Pressburg, Prag, Odessa, Totis und Zürich sind alle mit Beleuchtungsobjekten Beschorner’s ausgestattet. (2)
Bericht über die Besichtigung des Raimund-Theaters am 4. Oktober 1893 (3)
Über freundliche Einladung des Herrn Architekten Franz Roth, Projektanten und Erbauers des Raimund-Theaters, fanden sich unter Führung des Vereins-Vorstehers, Hofrates R. v. Gruber etwa 200 Mitglieder unseres Vereins zum Besuch seines neuesten Werkes ein, dessen Bau bereits so weit vorgeschritten war, dass die wichtigsten Konstruktionsteile eingehend besichtigt und studiert werden konnten.
Wenn wir vorerst der Geschichte des Baues flüchtig Erwähnung tun, so müssen wir konstatieren, dass Herr Südbahn-Ingenieur Josef Nesbeda es gewesen ist, der den Gedanken fasste, ein neues Volkstheater unter dem Titel „Raimund-Theater“, und zwar auf der Landstraße zu gründen. Alle auf die Verwirklichung dieses Planes abzielenden eifrigen Bestrebungen scheiterten jedoch aus hier nicht weiter zu erörternden Gründen, und so entschloss sich den Kollegen Nesbeda, sein Glück in Mariahilf zu versuchen. Dort fand er auch ein Konsortium, bestehend aus den hervorragendsten Bürgern dieses Bezirkes, welches nach Überwindung zahlreicher Hindernisse schließlich in die Lage kam, sich ernstlich an die Sache zu machen, und den Herrn Architekten Franz Roth mit der Projektierung zu betrauen.
Die Gesamtkosten in der Höhe von 750.000 fl. waren mittlerweile durch die Hinausgabe von Anteilscheinen gesichert, und als Bauplatz der ehemalige Zimmerplatz des Herrn Sturany gewählt. Leider war der geistige Urheber dieser Schöpfung zurzeit, als sein Projekt auf diese Weise der Ausführung entgegenging, bereits in ein besseres Jenseits abberufen worden.
Das neue Theater erstand also in Mariahilf, und zwar mit seiner Hauptfassade gegen die Wallgasse, mit den beiden Seitenfassaden der Mittel-, respektive Strohmayer-Gasse zugekehrt. Die vierte Seite ist vom Nachbarhaus durch einen 15 m breiten Hofraum getrennt. Die verbaute Fläche beträgt ca. 1550 m², die gesamten Baukosten beziffern sich auf 450.000 fl.
Der Bau fasst 1800 Zuschauer. Hiervon entfallen auf das Parterre 800, auf die erste Galerie 510, auf die zweite Galerie 466 Personen, überdies ist eine Hofloge, endlich drei Doppellogen, die letzteren mit einer Gesamtsitzzahl für 24 Personen ausgeführt.
Das Theater ist nach dem System Asphaleia gebaut. Der amphitheatralisch angelegte Zuschauerraum hat eine Breite von 22 m, eine Tiefe von 20 m, und stellt in seinem Grundriss einen Dreiviertelkreis dar.
Das Parterre ist durch, zwölf Türen mit einem nahezu 6 m breiten Rundgang verbunden, von welchem aus fünf konstante und zwei Notausgänge direkt auf die Straße führen. Die beiden Galerien, welche der Bühne möglichst nahe gerückt sind, haben je vier Ausgänge in die anschließenden Rundgänge, von denen man durch je zwei Stiegen ins Freie gelangt. Logen sind nur im Proszenium angeordnet, wodurch sich ein eigenartiger Typus eines Volkstheaters herausgebildet hat. Die Garderoben sind in den geräumigen Rundgängen jedes Ranges situiert. Der Plafond erhielt aus akustischen Gründen die Muschelform.
Die Bühne, in einem Ausmaße von 13 und 24 m, öffnet sich dem Zuschauer durch ein 14 m breites Portal. Die Unterbühne ist 7 m tief und auf Manneshöhe einmal etagiert. Die Cote: Podium-Radelboden beträgt 24, die: Radelboden-Dachfirst 7 m, Sämtliche Dekorationszüge haben Balancierungsgewichte, und zwar an der linken Bühnenwand (für Handbetrieb). Die eigentliche Bühne besteht aus 4½ Gassen. In den ersten drei Gassen befindet sich ein durchlaufender Kassettenschlitz und je zwei Freifahrten, außerdem sind in der ersten Gasse zwei kleine, in der zweiten Gasse eine große Versenkung für Handbetrieb vorgesehen. Die dritte und vierte Gasse zweiteilig und mit einem Druck von acht Atmosphären hydraulisch zu bewegendes Podium von 14 m Länge und 4 m Breite ausgerüstet. In der letzten Gasse ist ein 80 m langer, auf vertikalen Rollen laufender Panoramenzug angebracht, der über die Höhe der Bühnenöffnung weggezogen werden kann. Die feuersichere Courtine, 9 m hoch, 14 m breit, kann von Hand oder durch die Dynamomaschine (und zwar unabhängig voneinander) bewegt werden. Diese Courtine läuft in schmiedeeisernen Führungen und hat unten einen Kautschuk-, oben einen Sandkastenabschluss, ferner ist selbe bis auf 250 kg ausbalanciert.
Das Kegeldach ober dem Zuschauerraum, welches gegen die Bühne in eine Sattelkonstruktion übergeht, wird von fünf hyperbolischen Hauptträgern getragen, und ist im Mittel von der Ventilations-Laterne gekrönt. An diesen Dachträgern hängt sowohl der Dachboden als auch die Plafond Konstruktion des Auditoriums. Der Raum zwischen Dachboden und Plafond bildet die Ventilationskammer, welche durch zwei eiserne Klappen mit dem Laternenraum verbunden ist.
Das Orchester ist versenkt. In einer Vertiefung des Portals befindet sich eine, dem Zuschauer nicht sichtbare Vorrichtung, durch welche die Schauspieler von vorne und seitlich beleuchtet werden, so dass die Rampenbeleuchtung nur zur Aufhebung der Schlagschatten dient. Der Strom für die elektrische Beleuchtung wird Akkumulatoren entnommen, welche für die Gesamtbeleuchtung des Theaters (zirka 2.500 Glühlampen à 16 Normalkerzen) ausreichend bemessen sind. Die Akkumulatoren werden von dem Kabelnetz der Zentrale Mariahilf gespeist.
Das ganze Haus ist vollkommen feuersicher hergestellt, und sind sowohl auf der Bühne als auch im Zuschauerraum und in den Kommunikationen zahlreiche Hydranten angebracht.
Die Bühne und die Zuschauerräume werden durch eine Luftheizung erwärmt; für die Bühnen-Nebenräume wurde eine Niederdruck-Dampfheizung eingerichtet.
Der Bauplatz ist in Betreff der Niveauverhältnisse äußerst ungünstig, da die Trottoire vor den beiden Stiegenhäusern einen Höhenunterschied von nicht weniger als 2,10 m aufweisen. Desgleichen war die Fundierung eine unendlich schwierige, weil eine wasserlässige Sandschicht, auf die man hierbei stieß, besondere Installationen und Vorsichten anzuwenden notwendig machten. Unter diesen Verhältnissen ist besonders zu beachten, dass das ganz Objekt, welche Ende Mai 1893 in Angriff genommen wurde, am 15. November l. J. bereits der Benützung übergeben werden wird.
Es muss daher an dieser Stelle der dankenswerten Mitarbeiterschaft der Herren Architekten Josef Hackhofer, Anton Hruby, Robert Seelig und nicht in letzter Linie der Herren Stadtbaumeister Dehm & Olbrich, denen die gesamten baulichen Herstellung ihres Faches übertragen waren und welche wohlbegründeten Ruf hier aufs Neue bewährt haben, besonders erwähnt werden.
Auf dem nahezu zweistündigen Rundgang dürften wohl die sämtlichen Exkursions-Teilnehmer den Eindruck empfangen haben, dass auch an diesem Bauwerke, welches Wien nun zur Zierde gereicht, alle Errungenschaften der modernen Technik in ingeniösester Weise zur Verwertung gelangten, und wir freuen uns, dass bei diesem Baue durchaus heimischen Künstlern und Gewerbetreibenden Gelegenheit geboten wurde, ihre Begabung, ihr Wissen und Können aufs Neue in so hervorbringender Weise zu betätigen.
Nach Besichtigung des Gebäude in allen seinen Teilen sprach der Vereins-Vorsteher dem Herrn Architekten Franz Roth im Namen des Vereins den verbindlichsten Dank für die liebenswürdige und instruktive Führung aus, beglückwünschte denselben zu der in Konzeption und Durchführung höchst interessanten Anlage und zur Raschheit der Ausführung, welche von der Energie und Leistungsfähigkeit des Architekten ein glänzendes Zeugnis abgibt, und schloss mit dem Wunsche, dass das schöne Hans, welches den Manen Raimund’s gewidmet ist, der ein hervorragender Repräsentant des gemütlich - idealen Sinnes von Alt-Wien war, eine Stätte sei, von welcher ausgehend auch das neue Wien angeregt werde, jene edle Sinnesrichtung wieder zu beleben und zu bewahren.
Herr Architekt Roth sprach hierauf seinen herzlichsten Dank aus für die Ehre, welche ihm der Verein durch seinen Besuch erwiesen hat, und bemerkte im Anschluss an die letzten Worte des Vorstehers, dass auch der in denselben ausgesprochene Gedanke im Hause selbst zum Ausdrucke gelangt, indem ein über der Proszenium-Öffnung angebrachte Spruchband Schillers Mahnung aufnehmen wird:
Der Menschheit Würde ist in Eure Hand gegeben.
Bewahret sie!
Sie sinkt mit Euch! Mit Euch wird sie heben!
Zum Schluss lassen wir eine Zusammenstellung jener Künstler und Gewerbetreibende und deren Leistungen (in gedrängter Kürze) folgen, welche außer den bereits genannten, bei diesem Bau tätig waren. Herr k. k. Professor Rudolf Weyr lieferte die Figuren im Hauptportal und über dem Proszenium. Herr Bildhauer Johannes Benk die große Figurengruppe über dem Portal und die Marmorbüste Raimunds auf dem runden Vorbau. Herr Bildhauer Dirnbauer die Karyatiden im ersten Stock über dem Hauptportal und die Zwickelfiguren der seitlichen Bodenfenster. Herr Bildhauer Peindl lieferte den übrigen figuralen Schmuck im Inneren des Hauses. Der Vorhang stammt aus dem Atelier des Herrn Malers Julius Schmid. Die Firma Albert Milde & Co. lieferte die sämtlichen Eisenkonstruktionen inkl. des maschinellen Teiles der Bühneneinrichtung, und der eisernen Courtine exkl. der hydraulischen Einrichtung, welche die Firma C. Dengg & Co. in vollendeter Weise beistellte. Wir können uns hier nicht versagen, der Leistungen des Etablissements des Herrn k. u. k. Hof-Lieferanten Albert Milde & Co. etwa näher zu treten, und da sei erwähnt, dass der eiserne Galerie- und Logen-Einbau allein ein Gewicht von 54.000 kg repräsentiert. Der Proszeniums Hauptportalbogen-Konstruktion wiegt 12.700 kg, die Parkett-Träger-Konstruktion 6.000 kg, die Auditoriums-Dachkonstruktion komplett repräsentiert ein Gewicht von 36.500 kg, jene des Hauptplafonds ein solches von 11.600 kg, die Bühnendach-Konstruktion komplett 29.800 kg, die Arbeitsgalerie und Laufbrücke 22.400 kg, die Unterbühnen-Konstruktion hat 29.000 kg, die feuersichere Courtine (Eigengewicht 3.200 kg) samt Führungen und Balanzierungs-Vorrichtung 6.800 kg, der genietete Doppelträger der Hinterbühnen-Öffnung 5.000 kg, die Eisenkonstruktion der Stiegen 7.500 kg im Gewichte. Rechnet man noch die für den Zuschauerraum gelieferten Deckenträger mit rund 10.000 kg, und das Gewicht der Gussstücke mit rund 50.000 kg, so ergibt sich ein Materialgewicht von weit über eine Viertel Million Kilogramm, welches in einem Zeitraum von nur 32 Wochen nach vorhergegangener Berechnung verarbeitet und an Ort und Stelle montiert worden ist, eine Leistung, die wohl als eine sehr respektable bezeichnet werden muss. Der Firma Wilhelm Brückner war die Ausführung der Heiz- und Ventilations-Einrichtung übertragen. Herr k. k. Hofzimmermeister Johann Österreicher besorgte die Zimmermannsarbeiten. Herr Ingenieur Gustav Bruck lieferte die Kunststeine in Zement. Dieses Material bildet auch den Belag auf dem Eisengerippe der Stiegen. Lederer & Nessenyi lieferten das Steinzeug Material für die Kanalisierung und Wasserläufe. Fischer, Haselstein & Bock führten die Gips-Dekorationsarbeiten unter Beihilfe des Stukkateurs Herrn Christian Kühne aus. Herr A. M. Beschorner besorgte die gesamte Spengler-Arbeit, Siemens & Halske die elektrische Installation, die Herren Wenzel Müller die Tischler-, Alois Holubetz die Schlosser-, H. Engelhardt die Anstreicher-Arbeiten. Winter & Richter die Maler- und Vergolder-Arbeiten, Stagl die Steinmetz-, Carl Geyling’s Erben die Glaser-Arbeiten, Herr Johann Bosch besorgte die Dacheindeckung in Holzzement, Herr Fritz Zeller lieferte und versetzte die beim Bau verwendeten Marmorplatten, die Firma Alois Zbořil brachte den Gallery-Fußbodenbelag in Xylorith zur Ausführung, Johann Bapt. Und Peter Odoricco übernahmen die Terrazzo-Arbeit, A. Stögermeyer die Installation der Blitzableiter und des internen Telegraphen-Netzes, Portois & Fix lieferten die sämtlichen Theatersitze, endlich Herr Oltmanns die Einrichtungen der Garderoben und Buffets.
Wien, 14. Oktober 1893
L. Gassebner