Die letzten beiden Baustellen, die durch die Demolierung jener alten Gebäude nächst Stephansplatz gewonnen wurden, die unter dem Namen Brandstätte, Gundel- und Margarethenhof den Zeitgenossen noch in Erinnerung sind, und jahrelang unverbauten Ruinen zwischen dem alten Rothbergschen Haus und dem Neubau der Assicurazioni generali liegen bleiben mussten, während sie in dieser Zeit wiederholt den Besitzer wechselten, wurden zu Anfang des vergangenen Jahres vom Realitätenbesitzer Herrn Jakob Badl zu dem Zweck käuflich erworben, um dort einen, den heutigen Anforderungen entsprechenden Neubau auszuführen.
Bedingungen des Bauprogrammes war, zwei zwar getrennte, jedoch in den geschäftlichen Lokalitäten des Souterrains, des Parterres und Mezzanins auch zu vereinigende Gebäude mit einheitlicher Fassade zu erbauen und namentlich auf lichte, große Magazinräumlichkeiten und einen gemeinschaftlichen größeren Hof, der, durch ein Glasdach überdeckt werden sollte, zu achten.
Es war hierdurch bedingt, die Hauseingänge beider Gebäude an die nachbarlichen Grenzen zu verlegen, um die Möglichkeit zu gewähren, je nach Bedarf die zu vermietenden Geschäftsräumlichkeiten unter sich abteilen oder sie vereinigen zu können.
Die Hauptmauer des Parterres und der Unterteilung ruht auf Pfeilern, die teils mit geschlämmten Ziegeln in Portlandzement gemauert, teils aus Granit aufgeführt sind; ebenso die Mittel- und Hofmauern, wobei wegen der größeren Spannweite im Risalite sowohl bei den Mittel-, als Hofmauern zwischen den Pfeilern noch je zwei eiserne Ständer sowohl im Parterre, als in der Unterteilung eingefügt sind. Zwei halbrunde Stiegen aus Marmor, im glasgedeckten Hof situiert, verbinden die Geschäftslokalitäten des Parterres mit jenen der Unterteilung und mit dem Souterrain. Von den zwei Hauseingängen, die mit verglasten schmiedeeisernen Toren und Windfängen aus Eichenholz versehen sind. Von hier gelangt man in die Stiegenhäuser der Wohnungsstiegen. Die Geschäftslokalitäten der Unterteilung sind vom Vestibül und Stiegenhaus durch je zwei Türen zugänglich gemacht, sodass auch hier einzelne Geschäftsräumlichkeiten unabhängig von den Parterrelokalitäten vermietet werden können. Neben den Wohnungsstiegen ist je ein Aufzug angeordnet, der von der Unterteilung nach den Stockwerken zur Personenbeförderung benützt wird und vom Kellergeschoß aus als Holz- und Kohlenaufzug in Verwendung genommen werden kann.
Die Einteilung der Stockwerke als Wohnungen ist aus den betreffenden Grundrissen ersichtlich; es sind in jedem Haus und Stockwerk zwei Gassen- und eine Hofwohnung angeordnet.
In dem Risalite ist über dem letzten Stockwerk ein Erkeraufbau mit einem photographischen Atelier angelegt, das neben einem 10 Meter langen Aufnahmesalon gegen die Straße und Kopierraum gegen den Hof (siehe Profilansicht des Hofes) noch die nötigen Ubikationen, als: Vorzimmer, Wartezimmer, Toilette und Dunkelkammer, enthält.
Die Fassade, im Renaissancestil gehalten, ist in Parterre und Unterteilung mit Quader verkleidet (Almaserstein), die Gewölbe-Portal sind von Eichenholz. In den Stockwerken ist die Fassade mit Weißkalkmörtel geputzt.
Die Ausführung des Baues hat Herr Baumeister Ernst Krombholz im Pauschale übernommen und die einzelnen Professionisten - und Künstlerarbeiten an nachfolgende Geschäftsleute vergeben:
Die Steinmetzarbeiten an die „Union-Baugesellschaft“; die Zimmermannsarbeiten dem Hofzimmermeister Herrn Johann Österreicher; die Spenglerarbeiten an Herrn Karl Schwab; die Tischlerarbeiten an die „Allgemeine österreichische Baugesellschaft“; die Schlosserarbeiten an Herrn k. u. k. Kunst- und Hofschlosser Albert Milde; die Lieferung der gewalzten und genieteten Träger und Ständer an Herrn K. v. Milde; die Anstreicher- und Malerarbeiten an Herrn Ad. Falkenstein; die Bildhauer- und Stuckaturarbeiten an Herrn Strictius; die Glaserarbeiten an Herrn Anderer; die Gasleitung an Herrn W. Brückner; die Wasserleitung an die "Wiener Aktiengesellschaft" usw.
Baukosten zirka 350.000 Gulden [ca. 4'030.000 Euro März 2011]. (5)